Unter dem Begriff „Festbier“ sammeln sich Angehörige einer eher unscharf definierten Bierkategorie. Nach Ansicht der Störtebeker Brauerei waren dies historisch gesehen Lagerbiere, die aus dem Märzen hervorgegangen sind – ist dies trotzem ein Bier für alle Tage?
Die Braustätte von Störtebecker steht auf dem alten Gelände der traditionsreichen Stralsunder Brauerei und bezeichnet sich selbst als „Braumanufaktur“. Mit einem Ausstoß von 30.000 Flaschen in der Stunde ist es allerdings diskussionswürdig, ob es sich bei dem Betrieb noch um das handelt, was wir unter einem „Crafter“ verstehen. Experimentierfreudig sind die Leute von Störtebeker jedenfalls, so gibt es immer wieder Auflagen kurzlebiger Biere – beispielsweise das Herbst-Festbier.

Mit dem Begriff Festbier verbindet man kräftige und gehaltvolle Biere, die man nicht mal eben so wegtrinkt. Historisch leiten sie sich von einem Märzen ab, einem typischen Vertreter der Vor-Kühlschrank-Zeit, das im Frühjahr kräftig eingebraut wurde. Während es sonst während der Sommermonate dann nur obergärige Biere gab, wurde das Märzen jeweils bei festlichen Gelegenheiten aus dem Keller gerollt und somit zum Festbier. Typischerweise sind diese Biere etwas dunkler und basieren auf einem kräftigen Malzgeschmack. Insoweit hält sich Störtebeker an das, was man von einer Flasche Herbst-Festbier erwartet.
Die komplexe und spannende Malznote ergibt sich aus der raffinierten Kombination von drei Malzsorten. Karamellmalz sorgt dabei für eine dezenten dunkle Schattierung des ansonsten klargefilterten Bieres in dem die Perlage fröhlich sprudelt. Letztere sorgt für einen cremigen Schaum, ist dann aber im Mund erstaunlich zurückhaltend. Bei zwei weiteren stilprägenden Komponenten der Gattung hält sich Störtebeker leider zurück: das Herbst-Festbier ist weder sonderlich süffig noch süßlich. Geschmacklich dominiert das Malz, das dem Gaumen eine Eindrucksvielfalt von würzig über brotig bis süßlich bietet. Anders als bei dieser Brauerei sonst üblich ist der Alkohol, obwohl anteilig gar nicht so stark vertreten, doch teilweise unangenehm prominent durchzuschmecken. Gegen Ende mündet die Empfindungskaskade in einer erfreulich unspektakulären Hopfigkeit.
Man kann nicht daran vorbei argumentieren: ein Bier muss sich an den Charakteristika der jeweils gewählten Sorte messen lassen und da kämmt das Herbst-Festbier den Stil leider zu sehr gegen den Strich. Wie immer man zum hauptsächlich süddeutsch geprägten Festbier stehen mag, zwei Aspekte gehören dazu: es ist süßlich und süffig – anders als Störtebekers Herbst-Festbier. Vor diesem Hintergrund hätte dieses Produkt vielleicht eher als Märzen in den Handel gebracht werden sollen.
