Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Opa von Hertl

An Selbstbewusstsein mangelt es den Leuten von Hertl nicht, so annoncieren sie stolz, die „kleinste Brauerei in Franken“ zu betreiben. Ihre schier unübersichtliche Produktpalette hat für jeden was dabei. Traditionalisten interessieren sich vermutlich für diesen brotigen Vielfach-Großvater – Oldie but Goldie?

Seit zufällig genau 600 Jahren ist der Name Hertl in Nürnberg mit der Braukunst verbunden. Tatsächlich (oder angeblich) ist ein Brauer namens „Herttel Pyrprew“ in alten Aufzeichnungen erwähnt. Man kann ihn auf dem Etikett der Flasche bewundern. Seine zündende Idee: Bier aus Brot. Für diesen nachhaltigen Grundstoff kooperiert Hertl mit einer lokalen Bäckerei, die für dieses Märzen ein Brot bereitstellt, das ohne Salz aus Malz gebacken wird – damit ist das Reinheitsgebot schonmal gewährleistet.

Der dicke und grobblasige Schaum, der sich über dem kastanienbraunen trüben Bier bildet, begleitet den Genießer glücklicherweise eine Weile. Der appetitliche optische Eindruck setzt sich beim Trinken fort – dieses Bier schmeckt tatsächlich nach frischem, knusprigen Brot. Wer nun nicht gleich „zu große Bissen nimmt“ und dem Bier im Glas etwas Zeit und Wärme gönnt, der kann einen spannenden Wandel in der Geschmacksfarbe erleben, Nach und nach wird das Bier nämlich süßlicher und das, was zunächst ein knuspriges Graubrot war, wird nach und nach zum saftigen Milchbrötchen.

Natürlich ist dieser süffige Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Opa eher war für den Malz-Freund und wird den Hopfen-Connaisseur nicht unbedingt abholen. Aber wer sich auf den originellen Grundgedanken dieses Bieres einlassen kann, der kann seinen Bierhorizont um einen kleinen Leuchtturm erweitern.

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