Seit mehr als 400 Jahren wird in Obertrum in der Nähe von Salzburg Bier gebraut. Die hiesige Brauerei befindet sich zwar seit acht Generationen im Besitz einer Familie, scheut aber nicht vor Innovationen zurück – kann ihr Bio Zwickl überraschen?
Eine stilisierte Biermamsell und die Jahreszahl der Gründung auf dem Etikett… die Trumer Privatbrauerei, die sich seit Ende des 18. Jahrunderts im Besitz der Familie Sigl befindet, kommt ziemlich traditionell daher. Dennoch ist ihre Geschichte geprägt durch spannende Innovationen. Zum einen hätte Napoleon persönlich fast ihre Erfolgsgeschichte frühzeitig beendet, denn seine Soldaten brannten das Brauhaus im Jahr 1800 nieder und vernichteten die Gerstenernte. Doch es gelang den Sigls, die übrigens alle Josef heißen, das Unternehmen rasch wieder aufzubauen. Im Zuge der Renovierung des Betriebsgeländes wurde die Brauerei dann als erstes Gebäude in der Gegend im Jahr 1909 an die Stromversorgung angeschlossen. Der Sigl, der dann in den 30er den Betrieb übernahm, hatte bereits an der Akademie in Weihenstephan studiert. Er brachte die Brauerei in den 50ern durch eine Komplettrenovierung technisch auf den neuesten Stand und entwickelte neue Sorten, beispielsweise ein helles Bockbier und ein Weizen, das von der legendären Stieglbrauerei in Salzburg übernommen wurde. Bei ihrem Bio Zwickl blicken die Obertrumer jetzt zurück in die eigene Vergangenheit und verbinden moderne Ansprüche mit traditionellem Handwerk.

Ein flacher feinblasiger und pergamentfarbener Schaum bildet sich über dem strohgelben Bier, das für ein Zwick(e)l erstaunlich klar ist. Der flachen Krone entströmt ein malziger Geruch, der von einem feinen grasigen Hauch begleitet wird. Im Antrunk fällt sofort die säuerliche Note auf, die für viele österreichische Biere typisch ist. Die Trumer Privatbrauerei bezeichnet ihr Produkt als „Zwickl vom Märzen“, was den deutschen Bierfreund in die Irre führen kann: In Österreich bezeichnet der Begriff zwar ebenfallls untergärige, aber eher leichtere und hellere Biere und nicht die rötlichen und schwer gehopften sowie relativ stark alkoholhaltigen Produkte, die wir in Deutschland als „Märzen“ kennen.
Entsprechend ist das Obertrumer Original Bio-Zwickl zwar angenehm vollmundig und auch einigermaßen ausgewogen, bleibt aber nicht nachhaltig in Erinnerung. Was für ein spritziges und leichtes Sommerbier völlig in Ordnung ist, wirkt für ein Zwick(e)l – ob nun vom österreichischen Märzen oder nicht – irgendwie unpassend.
