Die Flensburger Brauerei entstand nach Ende des Ersten Weltkriegs aus der Fusion zweier ortsansässiger Braustätten. Seither positioniert sich die Firma, die heute „Flensburger Brauerei Emil Petersen GmbH & Co. KG“ heißt, als konservativ und ortsverbunden. Dennoch tun sich bei näherer Betrachtung einige sehr revolutionäre Ideen im Unternehmenskonzept auf.
An der heutigen Adresse, ganz in der Nähe des Flensburger Bahnhofs, befand sich ab 1888 die Flensburger Export-Brauerei. Schon in ihren Anfangsjahren war diese Brauerei für mutige Entscheidungen offen: eines der beiden ersten Produkte der Flensburger Export-Brauerei, das „Munke-Bräu“, orientierte sich sogar am bayrischen Dunkelbier. Im Jahr 1919 fusionierte die FEB mit der Flensburger Actien-Brauerei, die bereits seit 1873 existierte. Die Familie Petersen, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit der Übernahme von Anteilen in das Brauereigeschäft einstieg, ist auch heute noch mehrheitlicher Anteilseigner der dabei entstandenen Braustätte in der Flensburger Munketoft.

Plopp in Varianten
Heute produziert die Flensburger Brauerei mehr als 600.000 Hektoliter und beschäftigt fast 250 Mitarbeiter. Neben den üblichen Biersorten, hierzu gehören Pilsener, Dunkel, Kellerbier sowie Winter- und Frühlingsbock, produziert die Brauerei seit 2025 auch diverse Limos. Besonders erfolgreiche Biersorte ist das Flensburger Gold, ein Lager, das wahrscheinlich einen bewussten milden Kontrast zum Flensburger Pilsener darstellen soll, das ja bekanntermaßen selbst für „friesische Pilsener“ extrem hopfig-herbe ist. Überraschungserfolg der letzten Zeit ist zudem das Strand-Lager, das 2024 zunächst nur für eine interne Betriebsfeier aufgelegt wurde, sich mit seinen beachtlichen 6.2% aber mittlerweile zu einem Publikumsliebling entwickelt hat.

Die vergessene Sorte
Bei ihrer „vergessenen Sorte“ ist die Flensburger Brauerei gleich in mehrfacher Hinsicht revolutionär. Tatsächlich befindet sich im Hefe-Tresor unterhalb der Munketöft nicht nur eine untergärige Hefe, wie sie bei allen bekannten Sorten der Brauerei eingesetzt wird. sondern auch ein obergäriger Hefestamm. Denn in Flensburg wird tatsächich auch ein Weizenbier gebraut. Das war sogar auch einst kurzzeitig auf dem Markt, wurde aber überhaupt nicht vom deutschen Verbraucher angenommen. Ein Weizen in 0,33 l und mit Bügelverschluss? Das war den Leuten dann doch zu wild. Dennoch wird Weizen hier fröhlich produziert, allerdings auschließlich für den Export. Im ostasiatischen Raum soll das Produkt ein großer Erfolg sein. Angeblich gibt es sogar Orte in China, wo Oktoberfeste unter dem Klang aufploppender Flensbuddeln gefeiert werden.

Nachhaltig und regional
Auf ihren 240 Meter tiefen Brunnen, durch den die Brauerei Gletscherwasser in Mineralwasserqualität selbst fördert und die sogenannte „Küstengerste“, aus der an externen Mälzereien das verwendte Malz gewonnen wird, führen die Flensburger den typischen Geschmack ihrer Produkte zurück. Besondere regionale Verbundenheit – im Zusammenspiel mti einem Faible für Nachhaltigkeit beweist sich zudem im Umgang mit ihren Abfallstoffen: Der Treber, der nach dem Läutern der Würze übrigbleibt, wird den lokalen landwirtschaftlichen Betrieben kostenlos zur Verfügung gestellt. Einmal pro Woche dürfen die Bauern von Angeln eine Portion des nahrhaften Braurückstands vom Hof in der Munketoft abholen.
