Dass dunkle malzige Biere seit jeher als besonders nahrhaft galten und daher den Arbeitern zur Stärkung empfohlen wurden, ist hinlänglich bekannt. Ist der Bedarf an etwas zusätzlicher Power der einzige Grund, zu diesem Bier zu greifen?
Die Stadt Neumünster in Mittelholstein war dereinst industrielles Zentrum im Norden und insbesondere bekannt für die feinen Tuchwaren. Die Arbeiter in den Tuch- und Lederfabriken tranken damals angeblich besonders gerne das Bier der Brauerei D. H. Hinselmann, die seit 1760 ihr obergäriges Braunbier in Neumünster herstellte. Der traditionsreiche Betrieb wurde 1922 von der Holsten-Brauerei übernommen, die hier bis 1986 produzierte und dann schießlich ihrerseits den Standort aufgab. Mit der Wittorfer Brauerei wurde im Jahr 2017 die „erste Brauerei in Neumünster seit 1986“ eröffnet. Da sich die Räumlichkeiten der Brauerei in einer ehemaligen Tuchfabrik befinden, scheint es naheliegend, dass Wittorfer ein Dunkles Bier im Stile der Hinselmannschen Brauerei auflegt.

Das Dunkle Arbeiterbier der Wittorfer Brauerei macht mit seiner kräftigen braun-roten Farbe und dem karamelligen Schaum rein optisch einen überzeugenden Eindruck. Die minimalistisch gestaltete Dose tut ihr Übriges, um die kernige Selbstbezeichnung als „Arbeiterbier“ zu unterstreichen. Einziger „Farbtupfer“ ist der European Beer Star mit dem das Produkt im Jahr 2019 in der Kategorie Kellerbier Dunkel ausgezeichnet wurde.
Über dem karamelligen Schaum tanzt ein süßlicher fast schokoladiger Duft. Der findet sich allerdings beim Antrunk nicht wieder, stattdessen drängen die Röstaromen ganz nach vorne und mengen sich mit einer hintergründigen Säuerlichkeit zu einem vollmundigen und erfrischenden Geschmack. Das Dunkle Arbeiterbier der Wittorfer Brauerei ist somit der ideale Kollege für die Pause, die mal etwas länger dauern darf – der norddeutsche Malocher nennt das „Fofftein“.