Klüver‘s Heimat von Klüvers


„Wo Heimat draufsteht, ist auch Heimat drin“, proklamiert der Hersteller selbstbewusst auf dem Rücketikett – aber wo genau ist die Heimat dieses naturtrüben Bieres?


Gleschendorf liegt einige Kilometer westlich von Scharbeutz, einem der Badeorte an der holsteinischen Ostseeküste nördlich von Lübeck. Dort befindet sich die Brauerei von Klüvers Delikatessen Manufaktur, die mit den hier hergestellten Erzeugnissen im nahen Neustädter Hafen ein Brauhaus in einem historischen Gebäude betreibt. Das Biersortiment ist für einen kleinen Hersteller, der sich auf die Touristensaison stützt, mit sieben Sorten ziemlich ambitioniert und beinhaltet sogar Rauchbier und Rotbier.


In der manchmal etwas grellen Craftbier-Welt setzt Klüvers Delikatessen Manufaktur mit ihrer auf‘s Wesentliche beschränkten Produktpalette und den reduzierten Etiketten einen entspannenden Kontrapunkt. Diese beinhalten nur das Nötigste – und manchmal nicht einmal das, denn um was für ein Bier es sich bei dem Produkt handelt, erfährt man nicht. Nach einiger Internetrecherche bekommt man die Ahnung, dass man es mit einem sogenannten „Landbier“ zu tun haben könnte, aber das ist ja bekanntermaßen keine besonders aussagekräftige Bezeichnung.

Wir dürfen den vorliegenden Bias nicht verschweigen: der hier tätig gewordende Rezensent stammt zwar aus Dithmarschen, was ja so ziemlich das Gegenteil von Holstein ist, wurde aber durch einen zynischen Winkelzug der Geschichte ausgerechnet in Neustadt in Holstein (ein paar Kilometer nördlich von Scharbeutz) geboren – vereint also hinsichtlich des Aspektes „Heimat Ostholstein“ gleichermaßen Innensicht als auch Außensicht in einer Person. Also: ist Klüver‘s Heimat tatsächlich Heimat? Mit seinen 5,2% schon hinsichtlich des Alkohols recht unauffällig, sticht dieses Bier zudem weder vom Hopfen, noch vom Malz besonders hervor. Es ergibt sich trotzdem eine sehr angenehme Vollmundigkeit, die auch bereits auf dem ansonsten ja eher holsteinisch-schmallippigen Etikett angekündigt wurde, im Abgang aber rasch verblasst, was natürlich kein Nachteil ist.

Für die Sommertouristen, die gerne mal in Lokales hineinschmecken möchten, ohne gleich erschreckt oder gar überfordert zu werden, somit ein ideales Bier. Für den gebürtigen Holsteiner allerdings kaum mehr, als Anlass für ein „Tscha“.

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