Die junge Kieler Brauerei – „lille“ ist übrigens Schwedisch für „klein“ – macht mit diesem Bier, laut Flaschenetikett, eine „Kampfansage an alle Fernsehpilsener“. Ist das Pilsener von der Ostküste satisfaktionsfähig?
Dieses Bier soll also unser Verständnis von Pils herausfordern. Mit seinen knackigen 5,0% vol. macht es zumindest schonmal tatsächlich eine klare Ansage. Zudem ist es unfiltriert und lässt auch in Sachen Hopfen nicht mit sich spaßen: Tradition, Tettnanger und der Pilsener-Veteran Saazer sind dabei. Als Hefe wurde Saflager s-23 eingesetzt.

Beim Öffnen überrascht das Pilsener zunächst nicht sonderlich, denn es entweicht der gewohnte leicht muffige Geruch, der auch „Fernsehpilsener“ charakterisiert. Dahinter wabert aber schon eine leicht fruchtige Note. Die Schaumentwicklung ist außergewöhnlich, beständig und erstaunlich hartnäckig, und ganze Placken bleiben am Glas kleben. Es empfiehlt sich also, ein entsprechendes Glas zu wählen und das Bier in Gänze einzuschenken, denn mit dem Lille Pilsener lässt sich auch zu Hause eine spektakuläre Krone basteln.
Der Blubber (aka „Perlage“) ist reichlich vorhanden und sehr feinperlig und der Hopfengeschnack deutlich, aber unaufdringlich – eine appetitliche Kombination, aus der sich insgesamt ein sehr trinkfreudiges Bier ergibt. Die stilvolle Trübnis tut dazu ihr Übriges. Allerdings gilt: Vorsicht im Abgang, denn lille Pilsener produziert einen bitteren und sehr hartnäckigen Nachgeschmack, der lange im Rachen verbleibt. Der vorausschauende Trinker sollte also bestenfalls einen therapeutischen Kurzen bereitstehen haben, um sich anschließend den Rachen durchzuspülen. Erfreulicherweise bietet lillebräu ein breites Portfolio an „Bierbränden“ an – hier lässt sich sicher Einiges adäquat kombinieren.