Für ihr Urtyp ist die Dithmarscher Brauerei seit Langem weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt. Da liegt es nahe, für’s eigene Bockbier gleich einen „Urbock“ aufzulegen – hat der das Zeug zum Klassiker?
Laut Flaschenetikett sind Inspirationsquellen dieses Bieres „Wind, Wellen und grenzenlose Freiheit“. Und grenzüberschreitend ist das Urbock ja schonmal rein äußerlich. Es handelt sich um eine Bügelverschlussflasche, die auch das signifikanten „Beugelbuddelbeer“ nutzt, also das Pilsener – das es allerdings ja auch in der Longneck-Flasche gibt. Die Vorsilbe „Ur-“ verbindet der Kenner dieser kleinen und traditionellen Brauerei natürlich mit dem Urtyp, das weit über die Grenzen Dithmarschens (übrigens samt und sonders Wasserstraßen) hinaus für den preisbewussten Biergenuss bekannt ist.

Die Karl Hinz Brauerei in Marne ist traditionsbewusst und nicht bekannt dafür, mit neuen Moden zu liebäugeln. So gibt es keine Spielereien mit dem rasant um sich greifenden „hazy“-Hype, also der Tatsache, dass man sich vom filtrierten Bier abwendet und Milchigkeit zunehmend als qualitatives Statement begreift. Dithmarscher legte eine naturtrübe Version ihres Pils auf udn das war es dann auch. Entsprechend ist auch dieses rubinrote Bockbier so klar filtriert, dass es wirkt, als schaue man durch einen gut geschliffenen hochwertigen Edelstein. Einen hochwertigen Eindruck macht auch die cremefarbene Schaumkrone, die erfeulich beständig ist, und keine Schlieren am Glas zurücklässt. Darüber hängt ein schwerer Malzduft mit deutlicher Karamellnote.
Wie die hohe und beständige Krone schon andeutet hat man es bei diesem Bier mit einer sehr ambitionierten Perlage zu tun, die für meinne Geschmack das beim Bock eigentlich erwartbare heimelige Trinkerlebnis fast etwas stört. Auch der Körper ist nicht gerade Bockbier-typisch, geradezu schmalbrüstig. Trinkt man sich etwas ein, zeigt sich beim Malz eine erfeuiche Vielfältigkeit, der Geschmack variiert von Nuss und Vanille bis hin zu Zimt. Für den Malz-Connaisseur stellt dieses Bier somit zwar ein Erlebnis dar, in das man sich aber erst etwas hineinschmecken muss – dann lohnt es sich! Der Bock-Kenner greift allerdings vermutlich nicht mehr als einmal zu dieser Flasche.
