Bio Pils von Quartiermeister

Mit der militärischen Dienststellung des Quartiermeisters, der für die Versorgung der Soldaten zuständig ist, hat dieses wilde Berliner Label wenig zu tun. Mit ihrer Namensgebung beziehen sich die sozial engagierten Hauptstädter auf das eigene Viertel, dem ihre Unternehmung zugute kommen soll, denn sie tüfteln, handeln und trinken „Zum Wohle Aller“ – ist ihr Bio-Pils auch wirklich eine Wohltat?

Das Design des Flaschenettiketts – das hat das Pils mit allen Produkten von Quartiermeister gemein – ist ebenso minimalistisch wie signifikant. Einziges dekoratives Element ist ein Frauenkopf, die dunklen Haare zu einem Pony geschnitten. Dies ist die Quartiermeisterin, die im Jahr 2017 den bis dahin auf allen Flaschen präsenten Quartiermeister ablöste. Gleichzeitig kam der als „Genderstern“ bezeichnete inklusive Asterisk auf die Flasche. Damit stellte sich die Marke bewußt gegen „Objektifizierung und Sexismus in der (Bier-)Werbung“ und zeigte damit auf, dass sich Engagement nicht in Statements erschöpfen darf. Aber auch in manch anderer Hinsicht ist Quartiermeister bei der Förderung gesellschaftlicher Entwicklungen tätig. So kann man beispielsweise auf der Homepage ganz transparent Einblick nehmen, welche Projekte und Initiativen von Quartiermeister unterstützt werden und welche Kooperationspartner im Boot sind.

Gebraut wird übrigens nicht in Berlin, sondern woanders. Um der Umwelt zuliebe die Transportwege kurz zu halten, kooperiert Quartiermeister hierfür mit jeweils einer Brauerei im Norden und einer südlich gelegenen Braustätte – mein Testbier kam aus dem sächsischen Wittichenau… naja „Norden“. Die Stadtbrauerei der sorbischen Metropole legt übrigens auch bei eigenen Produkten einen Schwerpunkt auf Bio und ist offen für kreative Benennungen. Hier gibt es ein Krabat-Pils und ein Dunkles namens Schwarzer Müller – das passt!

Nicht ganz so passend finde ich das trübe Erscheinungsbild dieses strohgelben Bieres, denn Pils muss meiner Ansicht nach einfach klar sein. Was ich aber sehr gut fand, war der erfrischende und luftige Malzduft der fröhlich über dem rasch schwindenden Schaum tanzte! Eigentlich zwar fast eine olfaktorische Irreführung, denn schließlich sollen Bitterkeit und Hopfen bei dieser Bierart den Geruch dominieren – aber mir sehr recht, denn ich liebe Malz. Auch im Mund entfaltet sich malzige Süße, die sogar noch eine Weile erhalten bleibt.

Ich weiß nicht, ob mein Testbier aus einer Charge kam, bei der am Hopfen etwas gespart wurde, oder ob das Bio-Pils absichtlich hopfenmäßig etwas schwach auf der Brust sein soll – das richtige Pils-Feeling stellte sich jedenfalls nicht ein.

Kurzum: Quartiermeister hat viele spannende Ideen, aber zu diesem Produkt könnte man sich nochmal ein paar mehr Gedanken machen.

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