Die Hopfenkrise – Gründe, Konsequenzen und Lösungen

Als weltweit zweitgrößtes Anbaugebiet ist Deutschland mit seinen zahlreichen Hopfenbauern, die die grünen Dolden schon lange nicht mehr nur in der Hallertau und am Bodensee einfahren, vom momentan schwächelnden Markt besonders betroffen. Die Preise purzeln schneller als die Reben, wenn der Traktor mit dem Reißgerät kommt. Aber was ist die Lösung? Mehr trinken oder mehr zahlen? Oder etwas ganz anderes?

Während der Kreativität der Brauer hinsichtlich der Varianz der Inhaltsstoffe bei Malz, Hefe und Wasser Grenzen gesetzt sind, wirkten die Möglichkeiten der Geschmacksverfeinerungen durch Weiter- und Neuzüchtungen beim Hopfen bisher schier unbegrenzt. Doch ausgerechnet beim kletterfreudigen Hanfgewächs geht es zunehmend abwärts.

Wenn Gutes plötzlich nicht mehr teuer ist

Mit der verstärkten Konzentration vieler Marken auf wenige vertriebsstarke Unternehmen, dem gleichzeitig stärkeren Engagement von China in diesem Geschäftsfeld und nicht zuletzt dem Craftbier-Boom der letzten Jahre, hat sich die weltweite Hopfenproduktion inzwischen so sehr ausgeweitet, dass mittlerweile ein spürbares Überangebot vorliegt. Das gilt insbesondere für Deutschland, wo der Bierverbrauch ja seit Jahren rückläufig ist. Einen signifikanten preislichen Absturz haben hierbei zudem unangenehmerweise ausgerechnet deutsche Sorten zu verzeichnen, die tatsächlich weit verbeitet sind: Perle und Hallertauer Tradition. Folgerichtig betrifft der Hopfenpreis, dem man inzwischen einen „historischen Tiefstand“ bescheinigt, deutsche Erzeuger in besonderer Weise. Und nicht nur die denken derzeit über drastische Veränderungen nach. Wenn, wie aktuell der Fall, der Verkaufspreis unter den Produktionskosten liegt, ist letztlich die Verringerung des Ausstoßes die betriebswirtschaftlich logische Konsequenz. Folgerichtig wird derzeit eine Reduktion der Hopfenanbaufläche um 2.000 km² diskutiert – allein in Deutschland!

Foto: H. Kadereit (2010) via Wikimedia Commons

Weniger ist manchmal eben auch einfach nur weniger

Ein erschreckender Gedanke, nicht zuletzt für die Craftbier-Szene. Die Neuentdeckung und stete Weiterentwicklung der geschmacklichen Möglichkeiten des Hopfens hat ja die rasante Erweiterung der Angebotspalette all der kleinen – und mittlerwiele auch nicht mehr ganz so kleinen – Crafter erst ermöglicht. Nicht zuletzt ist es wohl all den neu hinzugekommenen IPA-Connaisseuren zu verdanken, dass sich die Menge der Hopfen-Sorten, die sich zum Bierbrauen eignen, seit den 80er Jahren mehr als vervierfacht hat. Und die emsigen Tüftler am Hopfenforschungszentrum Hüll sind sicher noch lange nicht am Ende ihrer Vorstellungskraft angelangt. Dies und der weiterhin anhaltende Zustrom an neuen Craftbier-Sorten und -Marken ins Bierregal kann dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mit dem Bier allgemein abwärts geht. Gleiches gilt eben für den Hopfen, der, trotz einzelner erntebedingter Jahresrekorde, dennoch jedes Jahr durchschnittlich zehn Prozent weniger Ertrag bringt. Und eben hierin liegt einer der Gründe für die Flächenschrumpfung – was weniger Ertrag bringt, wird weniger angebaut.

Hopfenpellets aus der Hallerthau

Quellen:

  • „Hopfenkrise in Deutschland: Brauereien sparen –Bauern roden“, Artikel vom 10. 04. 2025 auf falstaff.com
  • „Anbaufläche von Hopfen weltweit nach Ländern 2023“, Auswertung statistischer Daten vom 02. 07. 2025 auf statista.com
  • P. Bethge: „Schmeckt das Bier bald nicht mehr?“, Artikel vom 25. 04. 2025 auf Spiegel Online
  • „Eine Woche Oktoberfest in Bayern – wie steht es in diesem Jahr um die Hopfenernte?“, Pressemitteilung vom 22. 09. 2023 des Bayerischen Landesamts für Statistik

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