Die Überquell-Brauerei aus dem Herzen Hamburgs ist über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt für das auffällige Design ihrer Etiketten, bei dene nicht mit schrillen Signalfarben gespart wird – kann ihr 2024er Julebryg ein Zeichen setzen?
Die Brauerei mit dem großen Ü ist in den geschichtsträchtigen Kasematten direkt gegenüber den Landunsgbrücken ansässig und im Sommer ein lohnenswertes Ausflugsziel, wenn man mal etwas Hafenluft schnuppern und dabei das ein oder andere besondere Bier verköstigen möchte. Aber auch abseits der Sommermonate – ein in Hamburg eh etwas relativer Begriff – hat die Überquell-Brauerei Einiges zu bieten. So verwandelt sich der Biergarten von November bis Februar in eine Eisstockbahn. Zudem legt Überquell mit dem Julebryg Undercover ein ziemlich außergewöhnliches saisonales Bier auf, das sich an der skandinavischen Tradition der Weihnachtsbiere orientiert: Biere, in denen etwas mehr drin sein darf. Neben Prozenten betrifft das auch exklusivere Inhaltsstoffe, die man in Bier zunächst nicht erwarten würde.

Von Seiten der Überquell-Brauerei handelt es sich hier übrigens nicht um die Aneignung einer uralten Tradition. Zum einen ist der Hamburger Braumeister selber halber Däne und zum anderen stammt die Idee des Julebryg eigentlich von der Marketingabteilung der großen Tuborg-Brauerei und ist selbst erst ein paar Dutzend Jahre alt. Zum dritten wird das Ü-Julebryg in Kooperation mit der Undercover Brewery aus dem dänischen Seeland gebraut. Als besondere Inhaltsstoffe kommen besonders weihnachtliche Zutaten hinzu: Kardamon, Anis, Zimt, Orangenschale und Koriander.
Diese charakterstarken Ingredenzien stellen sich der Nase schon beim Öffnen eindrucksvoll vor. In Kombination mit den würzigen Hopfen aus der Hallerthau und der beeindruckend variantenreichen Menge an Malzen entsteht ein appetitlicher Duft nach eingemachter Pflaume mit Zimt. Beim Einschenken bildet sich über dem staubbraunen Bier ein leichter Schaum, der zwar nach kurzer Zeit zu einem dünnen Flaum zusammensinkt, dann allerdings erfreulich beständig ist. Es lohnt sich daher, das Julebryg Undercover in kleinere Gläser zu genießen. Das Bier ist fast überwältigend vollmundig, allerdings ergibt sich durch die raffinierte Kombination mit der dezenten Perlage eine trinkfreudige Süffigkeit. Im Mund breiten sich schokoladige Röstaromen aus, aus denen sich beim Verweilen ein süßlicher, etwas lakritziger, Grundgeschmack herausschält, bis schließlich am Gaumen ein leicht pfeffriger Nachklang zurückbleibt. Mit zunehmender Handwärme drängt sich ein säuerlicher Grundgeschmack nach vorne, wodurch das Bier auch auf dem Weg zur Zimmertemperatur erfreulich erfrischend bleibt.
Das Julebryg Undercover ist Weihnachten für den Gaumen. Da bleibt nur auf ein „Alle Jahre wieder“ zu hoffen.