In der guten Tradtion der Craft Beer-Adventskalender testen wir jeden Tag ein Bier aus eben einem solchen Adventskalender. Damit wir nicht spoilern immer um einen Tag versetzt. Heute: Kalea Adventskalender 2024 Deutschland Edition
Das Hofbräuhaus steht zwar erst etwas über 400 Jahre „am Platzl“ in München, nimmt mit diesem Hellen Vollbier’aber Bezug auf das nochmal etwa 100 Jahre ältere Reinheitsgebot – eine saubere Sache?
Die eigentliche Geschichte des Münchner Hofbräuhauses beginnt – so wissen es regelmäßige Leser unseres 040bier-Blogs längst – eigentlich erst mit der Anwerbung des Einbecker Braumeisters Pichler, der die Sache mit dem Bockbier in die bayrische Residenzstadt einführte. Als Hofbräuhaus im heutigen Sinne etablierte sich die bis dahin rein als Brauerei genutzte Institution sogar erst Anfang des 19. Jahrhunderts, als Ludwig I dort die Bewirtung erlaubte. Der feierfreudige Monarch begründete übrigens auch das berühmte Oktoberfest. Als liederlichster der Wittelsbacher dankte er später in Folge der Unruhen im Zuge seiner Affäre mit der Tänzerin Lola Montez ab, die er übrigens zunächst durch Ausschenken von Freibier beruhigen konnte… also, die Unruhen, nicht die Spanierin.

Und nur wenige Jahre später, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wurde in der Münchner Spaten-Braurerei auch schon das Helle entwickelt, um eine moderne süffige Alternative zu dem inzwischen weit verbreiteten Pilsener Bier zu haben, das den bayrischen Kehlen zu herbe erschien. In einer Art historisierender eklektizistischer Pastiche, also einem beziehungsreichen unzusammenhängenden Durcheinander, legte das Münchner Hofbräuhaus im Jahr 2016 ein Helles auf, um 500 Jahre Bayrisches Reinheitsgebot zu feiern… man ahnt es nicht!
Es handelt sich um ein glasklares Bier mit einer ordentlichen Schaumentwicklung, mit deren Hilfe sich eine ansehnliche Krone basteln lässt, die allerdings nach kurzer Zeit bereits zu einer wenige Millimeter dicken Schaumschicht zusammensinkt, ohne jedoch unappetitliche Schlieren am Glas zurückzulassen. Im Glas entwickelt sich über dem schwach-gelben Bier ein zarter Blumenduft. Das Helle aus dem Hofbräuhaus stellt sich im Mund mit einer leichtverperlten Süffigkeit vor, wie es von dieser Bierart zu erwarten ist. Im Vordergrund haucht kurz eine fruchtige Süße den Gaumen an, im Abgang grüßt noch scheu die Bittere und schon ist das Bier weg – ein sehr anständiges Verhalten für ein Helles.
Da die Perlage des Hellen Vollbiers aus dem Hofbräuhaus sich rasch verblubbert, empfiehlt es sich, das Glas damit nicht aufzufüllen, sondern lieber zwei oder dreimal nachzuschenken… oder gleich aus der Flasche zu trinken.